Gestern abend hab ich im Bett ein bisschen gegoogelt und hatte die Idee, mal nach Food Trends zu gucken. Da fand ich doch tatsächlich folgendes:
“According to Whole Foods, the top food trend of 2024 is the renaissance of plant-based foods made with real plants…….. 25.10.2023”
Muss man 2x lesen, um es zu glauben. Mir geht es jedenfalls so. Ja, was haben die denn vorher gegessen? Chemie und Kunstkäse? Ich meine, selbst Pommes sind ja aus echten Pflanzen, dachte ich zumindest.
Nun, da kommen jede Menge Erinnerungen hoch.
1990 wollte ich (im 5. Monat schwanger) nochmal verreisen, bevor dann (mit Kleinkind) wieder für Jahre nichts mehr ging. Mangels anderer Möglichkeiten schloss ich mich einer amerikanischen Reisegruppe an (5 deutsche Frauen, 30 oder mehr AmerikanerInnen; vorab: einmal und nie wieder‼!), da ich die Organisatorin kannte. Es ging nach Marokko. Der erste Zwischenfall ereignete sich in Casablanca beim Umsteigen nach Marrakesch. Eine Amerikanerin weigerte sich, in das viel kleinere Flugzeug umzusteigen, das uns nach Marrakesch bringen sollte. Wir flogen dann mit mindestens einer Stunde Verspätung. Dieselbe Frau bekam auch am Eingang zum Basar in Marrakesch einen hysterischen Anfall und wollte nicht weitergehen. Nun, ich beobachtete das alles, fand es spannend und befremdlich und dachte mir meinen Teil. Eine Japanerin aus der Gruppe ging mit Gesichtsmaske und klobigen Bergstiefeln (wegen der zahlreichen Schlangen und Skorpione :)), eine andere mit zwei verschiedenen Schuhen, trug Handschuhe und hatte auf ihrem Gesicht ein Spinnennetz gemalt. „Der Herrgott hat nen großen Tierpark“…..
Dann gab es einen Abend in einem Hotel mit Abendessen und einer Tanzvorführung. Der Couscous wurde serviert und die Amerikanerinnen (das meiste waren Tänzerinnen, die Orientalische Tänze tanzten!) am Tisch mit gegenüber knobelten aus, wer zuerst das Essen ausprobieren soll. Ich habs erst nicht kapiert, dachte, mein Englisch sei zu schlecht.
Tatsächlich nahm die erste ein paar Bissen und die andere hat danach ihren Puls gefühlt. Also die haben dabei nicht gelacht. Es war also kein Witz, das war ernst gemeint.
Schon damals dachte ich mir: „Was seid Ihr für eingebildete und ungebildete Dummköpfe!
Ihr glaubt allen Ernstes, Euer künstlicher amerikanischer Pappfraß ist gesund, dabei habt Ihr keine Ahnung, wie Ihr der Lebensmittelindustrie und Pharmaindustrie auf den Leim geht.“
Meine Schwester ist 1983 nach USA ausgewandert und kam die ersten Jahre auch mit immer neuen, unsinnigen Marotten zu Besuch: z.B. nach jedem Händewaschen ein neues Handtuch, bis unsere Mutter protestierte; Spaghetti mit amerikanischer Schokoladensoße war natürlich auch VIEL besser als unsere…..
Eine amerikanische Tanz-Kollegin kam erstmals 1992 als Gaststar auf meine jährliche Tanzshow im Stadttheater. Außer ihren Schleiern und Tanzequipment befanden sich vor allen Dingen in ihrer Reisetasche: Alle Arten von Nahrungsergänzungstabletten, Vitamine, Kalzium und weiß der Henker was alles. Also sie war nur für zwei Wochen in Deutschland. (Und es soll Leute geben, die nehmen sowas nie und werden trotzdem 100). Als sie einmal am Abend ihren Mann nicht Punkt 17h per Telefon in Washington erreichte, fing die 35jährige zu heulen an. Große Klappe, aber dann völlig unselbstständig in einem fremden Terrain, selbst wenn von nirgends Gefahr droht.
Eine Freundin, deren Tochter in New Orleans lebt, erzählte, daß sich bei der Überschwemmung 2019 die Menschen ohne jede Verpflegung ins Auto gesetzt haben und losgefahren sind. Da ist man/frau als Deutsche echt fassungslos. Gibt ja Fastfood unterwegs. Die Mcdonalds und Burger Kings auf der Strecke waren schon nach der ersten Stunde ausverkauft, Nachschub kam wegen des Staus nicht durch. In guter deutscher Manier hatte die Tochter (deutsches) Brot eingefroren und war noch nicht amerikanisch verblödet, um ohne ausreichend Trinkwasser loszufahren.
Das Essen mit meinem amerikanischen Neffen war bei jedem Besuch die reinste Katastrophe. Einmal machte ich extra am Begrüßungstag Blätterteigstrudel mit 3erlei Kraut und Sojamarinierten Hühnerstücken drin, superlecker. Nein, so was Unübersichtliches isst er nicht, das würde der amerikanische Kindsvater im Übrigen auch nicht essen. Mindestens fünf verschiedene Tüten Kekse wurden aufgerissen, von denen der Knabe jeweils einen halben abbiss, bis meine Schwester dann mit ihm zum Burger King fuhr.
Einmal lud ich sie zu einer Ägyptenreise ein. Ihre Reaktion war eine Frage, nämlich, was es da zu essen gäbe. Ich: „Bohnen und Brot“. Sie: „ok, super, der Patrick LIEBT Bohnen“.
Ich: „Hä? Patrick? Wer hat was von Patrick gesagt. Ich wollte eine Kinderfreie Reise.“
Kurzum: das Thema war damit erledigt. Sie war bis heute nicht in Ägypten und auch sonst nicht im Orient. Ich war bis heute nicht in den USA und habe es weiterhin nicht vor. Mit meinen zig ägyptischen und tunesischen Stempeln im Pass würde ich vermutlich Stunden festgehalten oder gar nicht durchgelassen werden.
Bleib ich besser hier und koche meine tägliche Tomatensoße, mal mit, mal ohne Paprika.
Apropos Paprika: die sollen 2024 ganz groß im Kommen sein!