Einmal im Jahr ergibt sich meist die Gelegenheit für eine kleine Rundtour in den Süden von Gafsa. Die Berge von Gafsa markieren das Ende der zentraltunesischen Steppe und den Beginn der Wüstensteppe, die bis zum Chott reicht, ca 80 km Richtung Süden. Danach kommt nur noch Vollwüste.
Jahreszeitlich empfiehlt sich eine Rundfarht zwischen Mitte Oktober bis Anfang Mai. Im Sommer ist es definitiv kein Spaß bei Temperaturen über 40°, in Tozeur bis zu 50° und in Kebili sogar bis zu 60°. Jetzt hatten wir es in den Bergoasen nachts sehr frisch und tagsüber um die 25° in Tozeur und auf dem Salzsee.
Von Gafsa aus ist das eine 2-3 Tagestour, je nachdem, wieviel man von Tozeur sehen will oder ob man nach „Mos Espa“ (Starwars) fahren will. Wir haben sie in 2 Tagen gemacht.
Samstagmorgen gegen 9h sind wir Richtung Metlaoui gestartet. Dort dann nach rechts abgebogen auf eine Nebenstrecke, die uns durch zahlreiche Palmenhaine und Minioasen führte. Unser Glück, denn wir kamen direkt zur Dattelernte, die wir auch fotografieren und filmen durften und darüber hinaus wurden wir noch reich beschenkt.
Google Maps plottet immer mit 2 Minuten Verzögerung und daher empfiehlt es sich, vor Abzweigungen nicht zu schnell zu fahren, sonst erwischt man gerne mal die falsche Route.




Die drei Bergoasen liegen nahe beieinander: Chebika, Mides und Tamerza, in römischer Zeit Ad Speculum, Mades und Ad Turres.
Die erste Oase ist Chebika (auch Sabikha und weitere Schreibweisen existieren). Ein unscheinbares Kaff, und erst, wenn man oben ist beim Touristencafé, offenbart sich der Blick in die Schlucht und den kleinen Bach, der sich zwischen Palmen durchschlängelt. Ein wunderschöner Rundweg von ca. 30-45 Minuten. Im Café gab es neben den üblichen Angeboten auch frisch gepressten Granatapfelsaft aus Kühlschrank-kalten Früchten. Der November ist schon eine gute Jahreszeit zu reisen, weil es die Erntezeit von Datteln, Oliven, Granatäpfeln ist und auch die ersten Mandarinen und Orangen gibt es schon.


Weiter gings (durch Tamerza durch) in die Oase Mides direkt an der algerischen Grenze. Bevor man in den Palmenhain hineinfährt, sieht man militärische Beobachtungsgebäude mit Aussichtsplattformen. Direkt am Canyon gibt es mehrere Cafés, in denen man Kaffee ohne Milch trinken kann. Da ich das schon kannte, hatte ich mir ein Fläschchen Sahne von zu Hause mitgenommen. Der Canyon ist wirklich unglaublich beeindruckend. Man kann hinunter gehen und dort ein wenig wandern, oder auch im alten Mides ein wenig herumklettern. Die ehemalige Ortschaft war früher durch drei 40m tiefe Schluchten geschützt, die nur mit Seilen überwunden werden konnten. Später hat man durch Zuschütten eines Canyons einen Zugang geschaffen. Trotzdem wanderten die Bewohner in den neuen Ortsteil ab und der alte verfiel. Die algerische Grenze ist nicht markiert und man sollte mit Erkundungsausflügen vorsichtig sein.


Schließlich gings zurück nach Tamerza, wo wir im Hotel Cascade übernachteten, vorher sowohl Übernachtung als auch das Abendessen telefonisch reserviert, was aber nicht zwingend nötig ist. Nur wenn man Gargoulette bestellt, hat man dadurch keine Wartezit damit. Gargoulette oder Gulla ist das Garen im geschlossenen Tontopf und dabei kommt superzartes Fleisch inklusive Gemüse auf den Teller. Wir hatten Kamel bestellt. Wenn schon, denn schon.








Der Wasserfall neben dem Hotel und das üppige Grün ringsherum schaffen eine besondere Atmosphäre. Hier wächst alles direkt nebenan: Feigen, Dattelpalmen, Granatäpfel, Mandarinen, Orangen, Bougainvillea in allen Farben und vieles mehr. Man fühlt sich fast wie im Dschungel (es ist allerdings im November ziemlich kühl über Nacht). Die Unterkunft ist einfach, erinnert eher an eine Jugendherberge, aber es gibt eine saubere Dusche mit warmen Wasser auf dem Zimmer. Für Unterkunft mit Frühstück und inklusive dem Abendessen haben wir pro Person knapp 30 Euro bezahlt.
Nach dem Frühstück mit Pfauenbegleitung und atemberaubenden Ausblick starteten wir Richtung Tozeur. Dort schlenderten wir ein bisschen durch die Medina und genehmigten uns in einem „Berbercafé“ einen Kaffee, leider ohne Milch, obwohl mitten in der Stadt, wo es keine Nachschubprobleme gibt. Der echte Berberkaffee sei schwarz, belehrt uns der Wirt. Wer sagt, dass ich einen „echten Berberkaffee“ haben wollte? Sowieso ist der Kaffee mit den Osmanen ins Land gekommen und mitnichten berberisch. Einfach schlechter Service und Wichtigtuerei. 98% der tunesischen Bevölkerung sind berberischen Ursprungs, auch wenn sie sich heute alle als Araber identifizieren.





Die Medina ist wirklich toll, durch die typische Lehmziegel-Architektur von Tozeur sehr reizvoll. Ich halte nach aktueller Malerei Ausschau, weil ich ein Gemälde für mein Gästezimmer suche. Aber schon bei den Preisen der einfachen Berberkeramik weiß ich, dass ich dafür mindestens das 10fache bezahlen würde, als ein Einheimischer dafür lohnen würde. Das lasse ich lieber. Meistens funktioniert es ja, wenn ich arabisch spreche und sage, wo ich wohne und dass ich keine Touristin bin. Und dass man (meistens ein „er“) mir einen vernünftigen Preis machen soll. Aber oft ist der verminderte Preis auch noch um ein Vielfaches zuviel.
Zurück auf dem Markt erstehe ich Honig, ein Glas vom Dattelsirup „Rubb“, ein spezielles Getränk, das es nur in Tozeur gibt und aussieht wie Lägmi, aber kein Lägmi ist, sondern eine Melange aus „Haschisch“, gräserartigen Pflanzen, außerdem spezielle eingelegte Zitronen von Tozeur. Danach gehen wir ins Museum Dar el Chrait, ein 1990 in der Hotelzone errichtetes Privatmuseum im Stil eines vornehmen Wohnhauses. Die Räume sind prachtvoll ausgestattet mit Kachelverzierungen und es gibt Nachbildungen von Badehaus bis zur Küche, von der Hochzeit bis zum Koranstudium. Allerdings wird nur das Leben sehr wohlhabender Personen abgebildet. Und die Armen von heute würden sich für die 12 Dinar Eintritt sicher eher etwas zu essen kaufen. Es gäbe in Tozeur noch mehr zu sehen, aber wir wollen noch den großen Salzsee Chott el Cherid überqueren, bevor es wieder Richtung Gafsa geht.

Wir haben Glück und er ist einigermaßen weiß. Wenn es nämlich geregnet hat, ist er sandfarben und bei weitem nicht so beeindruckend. Immerhin ist die schnurgerade Straße um die 80 km lang und wir machen einige Fotostopps und kaufen echtes Wüstensalz bei einem Stand. (Das ist ja auch ein Job, Tag für Tag mitten im Nirgendwo auf Kunden zu warten und den ganzen Tag nur die salzige Seeoberfläche zu sehen). Hin und wieder sind Gipsfiguren auf Salzhügeln gebaut, die ein bisschen Abwechslung in die platte Ebene bringen. Bevor die Straße 1979 gebaut wurde, war es ziemlich gefährlich, auf gut Glück über die Salzkruste zu fahren. Brach man durch, half auch Allradantrieb nicht mehr. Unter der Salzkruste befindet sich ein riesiges Grundwasservorkommen, das teilweise die angrenzenden Oasengebiete bewässert.

Auf der anderen Seit angekommen, machen wir uns auf den Heimweg, immerhin auch nochmal 1,5 Stunden bis Gafsa durch teilweise komplette leere Steinwüste und nackte Berge. Da will man ja nicht tot übern Zaun hängen, sofern es einen solchen denn gäbe.
In Gafsa geht’s als erstes zum Pizzashop, denn wir haben seit dem Frühstück nichts gegessen, der Touri-Nepp nervt einfach. In Gafsa gibt’s nicht viel zu sehen: die römischen Bäder und die Burg und das wars. Das hat allerdings den Vorteil, dass uns Touristenpreise hier auch erspart bleiben.