Sommerzeit – Fruchtlederzeit

Auf der Suche nach sinnvollen Mitbringseln beim Heimatbesuch hatte ich eine längst überfällige Eingebung. Naja, mehr oder weniger. Ich hatte eine persische Freundin gefragt, was eigentlich „Lavash“ bedeutet. Sie wußte es nicht, meinte aber, es könne mit „Lavashak“ zusammenhängen, den getrockneten Fruchtmusplatten, die man im Schomal im Iran kaufen könne.
Und das war die Idee! Wozu ertrage ich derzeit hier 42° und mehr ? Diese Temperaturen kann man wirklich nicht nur für Solarzellen nützen, sondern auch für alles Obst und Gemüse, das sich trocknen läßt.
Ich kenne Fruchtleder aus Ägypten, da aber nur aus Aprikosen. Diese Platten, wieder eingeweicht, mit etwas Stärke zu einem Pudding gekocht, ergeben ein köstliches Dessert namens Amardine. Eigentlich Qamar-el-Dine, Mond der Religion. Warum auch immer, vielleicht wegen der Farbe.
Zum Glück habe ich mir dieses Jahr zwei Metalltischchen gekauft, d.h. Drahtgestelle mit großen abnehmbaren Platten drauf, für Gäste, aber auch ideal für solche Zwecke, um größere Mengen Fruchtmus aufzustreichen. Beim ersten Versuch habe ich die Platte mit neutralem Öl eingepinselt. Beim zweiten Mal mit Backpapier ausgelegt. Bei beiden Varianten gab es Stellen, wo sich die Fruchtplatten nicht sofort gelöst haben. Aber Papier ist trotzdem die bessere Art.
Um die Fliegen abzuhalten, habe ich einen alten (frisch gewaschenen) Vorhang genommen, um das Mus abzudecken. Natürlich lag er erst mal voll in der Matsche. Jetzt stelle ich einen oder zwei Plastikbecher umgedreht in die Mitte, so dass er etwas Zeltartig nach außen abfällt. 🙂
Das Ergebnis ist super. Man kann kaum aufhören mit Naschen. Eine Mischung aus Gummibärchen und sauren Drops, ganz ohne Zusätze  wie Gelatine oder Farbstoffen, und  Fruchtzucker ist ja eh schon drin. Weniger ideal ist es vermutlich als Betthupferl, wegen der Säure.
Ideal – genau aus diesem Grunde – anstelle saurer Drops im Flieger. Eine Tüte voll liegt schon griffbereit im Rucksack. 🙂

Und das Mus selber? Leichter geht es kaum.
Obst waschen, entsteinen oder entkernen, die schlechten Stellen wegschneiden.
Im Mixer pürieren, ggf. etwas frischen Zitronensaft und etwas Puderzucker zugeben, je nach Geschmack und persönlicher Vorliebe. Ich habe ein bißchen experimentiert:

Bei den Aprikosen, die noch nicht alle reif waren, habe ich auf ca 2 kg Obst 3 EL Puderzucker zugegeben.
Bei den Äpfeln auf ca 2 kg etwas Wasser, 3 EL Puderzucker und 1 EL Zitronensäure.
Bei der Tutti-Frutti-Platte aus Äpfeln, Aprikosen, Pflaumen und Birnen habe ich etwas frischen Zitronensaft und 2 EL Puderzucker zugegeben. Die Pflaumen hier (Auwina) sind sehr klein und lassen sich kaum entkernen. Die habe ich nach persischer Machart in Salzwasser solange gekocht, bis sich die Steine herausgelöst haben und ich das Mus zu den anderen Früchten dazu geben und alles zusammen pürieren konnte.

Dann auf die (mit Backpapier) abgedeckte Platte streichen (ca 1/2 cm dick) – das ist eigentlich das einzig Schwierige, um es gleichmäßig auszustreichen – , mit Tuch oder Netz abdecken und 1,5- 2,5 Tage in die Sonne stellen. Dort hats bis zu 60°.
Mit der Schere kann man die getrockneten Platten in die gewünschte Größe schneiden.
In Deutschland ist das Ganze etwas aufwändiger, man braucht einen Backofen, den man auf 50-80° einstellt und bei dem man die Türe offen lassen kann, damit die Feuchtigkeit entweicht. Oder man schafft sich einen Dörrapparat an. Wenn ein paar heiße Tage angesagt sind, kann man das ja kombinieren: Tagsüber auf die Terrasse, über Nacht in den Backofen. Wir haben derzeit eine Luftfeuchtigkeit von 10%; das dürfte über Nacht in Deutschland im Freien schwierig werden. 😉

Links: Tutti-frutti, Mitte: Aprikose, Rechts: Apfel

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